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Turmbau zu Rottweil

Der 14. März 2017 ist in Rottweil ein Tag, der für Frühlingsgefühle sorgt: sonnig, 14 °C, fast windstill. Nach knapp 5 Stunden Fahrt von Chemnitz aus kommen wir exakt um 10 Uhr auf der Baustelle an. Kurze Zeit später trifft eine weitere Anlieferung der von uns gefertigten Ankerplatten ein. Hunderte dieser Platten in unterschiedlicher Form und Größe liegen bereits am Fuß des 246 m hohen Turms bereit – und wöchentlich werden es mehr. Wie die Spiralrohre, zu deren Befestigung die Ankerplatten dienen. Sechs parallele Rohrstränge werden sich wendelförmig an dem Turm hochziehen. Sie geben der umhüllenden Textilmembran später ihre charakteristische Kontur.

Auch die Spiralrohre gehören zu unserem Lieferumfang. Allein für die Ummantelung werden 60 Stück benötigt. Jedes einzelne ist über 18 m lang, wiegt ca. 1,6 t und besteht aus 165 zusammengeschweißten Einzelkomponenten. Der größte Teil der Spiralrohre ist bereits auf der Baustelle eingetroffen. Für den oberen Abschluss der Membranumhüllung, die sogenannte Kapuze (weil sie an einer Seite spitz zuläuft), werden weitere, überwiegend kürzere Rohre benötigt.

Schon seit über einem Jahr produzieren wir durchgängig für dieses Bauvorhaben. Der Konstruktions- und Fertigungsaufwand ist immens und nimmt im Projektverlauf Dimensionen an, die weit über das anfänglich Vorstellbare hinausgehen. Für Deutschlands höchste Besucherplattform, die hier in 232 m Höhe entsteht, ist millimetergenaues Arbeiten notwendig. Dieses trifft nicht minder auf den Montage-Part zu, den die Spezialisten unseres Kunden Taiyo Europe am Turm zu erbringen haben. Jedes Bohrloch, jede Schraubverbindung, jede Bewegung verlangt höchste Konzentration und Umsicht. Noch nie ist textile Architektur bisher in einer solchen Höhe und Ausformung realisiert worden – insofern für alle Beteiligten der Vorstoß zu neuen Grenzerfahrungen.

Dem Bauherrn thyssenkrupp dient der Turm in erster Linie als Forschungsgebäude, um Aufzugsysteme der Zukunft zu erproben. Mit 12 Schächten und Fahrgeschwindigkeiten bis zu 18 m/s bietet das Bauwerk dafür nie dagewesene Möglichkeiten. Die Stoffhülle aus Glasfasergewebe erfüllt funktionale Zwecke, wird aber vor allem auch eine optische und ästhetische Wirkung entfalten, die weiterhin sichtbar ist. Wie immer bei solchen extravaganten Bauprojekten ist der Weg dahin durchaus mit Mühen verbunden. Am guten Ende aber gilt dann hoffentlich aus Sicht der Betrachter und Besucher das Novalis-Zitat: „Was einem Mühe kostet, das hat man lieb.“